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Tussie trifft auf Gallier

28.12.2020
Karriere Soziales Engagement

RAMPF hat in dieser Saison ein Spielerpatronat mit Torhüter Mike Jensen vom Handball-Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten. Im Rahmen dieser Partnerschaft war eigentlich ein gemeinsames Event von Handball-Profi und RAMPF-Azubis geplant, das jedoch aufgrund der durch das Coronavirus ausgelösten Restriktionen nicht möglich war.

Dennoch gab es für den 25-jährigen Dänen eine Werksführung bei RAMPF Production Systems in Zimmern ob Rottweil – und RAMPF-Auszubildende Lena Degenhardt bekam die Gelegenheit, ein Interview mit dem „Gallier“ zu führen. Wie der Zufall es wollte, war diese Interview-Situation ideal, da unsere „Azubine“ selbst Handballprofi bei den TUSSIES Metzingen ist.

Hallo Mike! Danke, dass Du dir trotz der aktuellen Situation Zeit für uns nimmst. Natürlich ist der Tag nun ganz anders verlaufen, als er ursprünglich angedacht war, aber besondere Umstände sind ja auch im Handball-Sport an der Tagesordnung, oder? 

Ja klar, aktuell ist eben alles anders als noch vor einem Jahr. Wir spielen vor leeren Rängen und werden regelmäßig auf das Coronavirus getestet. Diese Maßnahmen sind alle richtig und wichtig, damit die Gesundheit aller Beteiligten gewährleistet werden kann. Ich bin sehr froh, dass wir unseren Sport noch ausüben dürfen, aber ich muss sagen, die Zuschauer – der achte Mann, wie man so schön sagt – fehlen mir dann doch sehr. 

Du bist vor knapp eineinhalb Jahren von Dänemark nach Balingen gewechselt. Jetzt einfach mal kurz nach Hause fahren wird aktuell wohl eher nicht möglich sein… 

Nein, da hast Du Recht. Die aktuellen Regeln lassen dies nicht zu, Dänemark ist ebenfalls Risikogebiet. Ich habe meine Familie seit fünf Monaten nicht gesehen, aber aktuell sind Sicherheit und Gesundheit am wichtigsten. Außerdem bin ich froh, dass man mittlerweile Videotelefonate führen kann, so sehe ich meine Familie immerhin virtuell.    

Okay, somit wirst Du viel Zeit hier in Balingen verbringen – was macht der Mensch Mike Jensen, wenn er nicht Handball spielt? 

Ich bin damals von Dänemark nach Deutschland gekommen, um mich 100 Prozent auf den Handball konzentrieren zu können. Es ist mein Beruf. In meiner freien Zeit mache ich gerne Dinge mit meinen Händen: Ich angele sehr gerne – in Dänemark habe ich auch ein Boot –, arbeite auch gerne mal mit Holz, und aktuell baue ich sehr viel mit Lego. Wenn ich etwas mit meinen Händen machen kann, dann entspannt mich das.

Hast Du denn vor deinem Wechsel noch etwas Anderes neben Handball gemacht? Vielleicht eine Ausbildung, bei der auch handwerkliches Geschick gefragt ist? 

Ja, ich habe ein Studium zum Energiespezialisten abgeschlossen, aufbauend auf eine Ausbildung zum Klempner. Hier habe ich meine zwei Leidenschaften, mit den Händen zu arbeiten und das Interesse für Technik, gut miteinander verbunden. Deswegen fand ich die Führung heute auch sehr interessant. Alles was mit Technik zu tun hat fasziniert mich. Bei den Dosieranlagen von RAMPF war es toll zu sehen, dass sehr viel technisches Know-how verbaut ist, aber die Mitarbeiter immer noch selbst Hand anlegen. Das gefällt mir. 

Die Technik wird ja auch immer mehr Teil des Handballsports: Es werden immer mehr Daten erfasst und ausgewertet, auch die Videoanalyse wird umfangreicher. Nutzt Du dies auch, um dich auf deine Gegner vorzubereiten? 

Klar, als Torhüter ist es sehr wichtig, sich gut auf die Gegner und die Würfe einzustellen. Mit der Videoanalyse kann man Wurfbilder erkennen und versuchen, diese im Spiel zu antizipieren. Aber das ist natürlich nur ein Tool, das man im Hinterkopf hat. Wenn man dann im Spiel im Tor steht, der Gegner auf einen zuspringt und mit bis zu 140 km/h den Ball wirft, dann ist es noch mal etwas ganz Anderes. Ich bin eher der Instinkttorhüter, versuche immer, Selbstvertrauen auszustrahlen, will dem Gegner zeigen, dass ich bereit bin, jeden Ball zu halten. Außerdem versuche ich, meine Größe 2,05  gut auszuspielen. Die Zusammenarbeit mit der Abwehr ist natürlich auch sehr wichtig. 

Gibt es denn Wurfpositionen, die Du lieber parierst – also eher Rückraumwürfe oder Würfe von außen? 

Generell will man als Torhüter alle Bälle halten, aber Siebenmeter waren dieses Jahr bisher nicht meine Stärke (lacht). Es ist immer cool, einen freien Ball von außen zu halten, aber ich denke, dass mir am ehesten die Rückraumwürfe liegen. Also gegen Spieler wie Dich! (lacht). 

Hast Du mich denn schon spielen sehen? Verfolgst Du Frauenhandball? 

Also vergangene Saison war ich bei einem Heimspiel von euch in Metzingen in der Halle, ihr habt gegen Kopenhagen gespielt. Ich kenne den Trainer von Kopenhagen und war daher vor Ort. Frauenhandball verfolge ich jetzt nicht regelmäßig, aber die Europameisterschaft in meinem Heimatland habe ich schon verfolgt.

Das Thema Europameisterschaft oder auch Weltmeisterschaft ist ja gerade im Handball ein großes Thema. Wie ist deine Meinung dazu? 

Das ist wirklich eine schwierige Frage. Ich denke, der Schutz und die Gesundheit der Spieler sollte immer an erster Stelle stehen. Diese Saison haben viele Teams sehr viele Spiele, national und international; eine WM im Januar ist da eine zusätzliche Belastung.  

Dann frage ich anders: Was würde Mike Jensen sagen, wenn der dänische Bundestrainer anruft und ihn für die WM in Ägypten nominiert? 

(lacht) Dann würde ich natürlich Ja sagen und spielen! Deswegen sage ich ja: Es ist eine schwierige Frage, und es kommt immer darauf an, aus welchem Blickwinkel man antwortet. Für Dänemark zu spielen ist ein großer Traum von mir, und natürlich würde ich mir das Trikot auf jeden Fall überstreifen. Aber das ist aktuell noch sehr weit entfernt, wir haben in Dänemark viele gute Torhüter, und ich konzentriere mich aktuell auf die Spiele in Balingen. Wir wollen unbedingt den Klassenerhalt schaffen. Wir sind nicht so gut in die Saison gestartet und werden jetzt immer besser. Darauf fokussiere ich mich. 

Okay, dafür drücken wir Dir und dem Team natürlich ganz fest die Daumen. Aber ich hoffe natürlich, dass wir uns vor dem Saisonende noch mal wiedersehen und dann die anderen Azubis auch die Möglichkeit bekommen, Dich kennenzulernen. Danke! 

Ich danke auch und komme natürlich gerne erneut zu euch.