„Wir betreiben kein Downcycling, sondern Upcycling!"
RAMPF Eco Solutions ist ein Pionier der Wiederverwertung von Polyurethanreststoffen. Geschäftsführer Matthias Rampf und Vertriebs- & Marketingleiter Marco Werth erklären, wie das Unternehmen aus gebrauchten Matratzen, Sitzmöbeln oder Autositzen hochwertige Rohstoffe gewinnt und warum das den Kunden weit mehr als nur wirtschaftliche Vorteile bringt.
RAMPF Eco Solutions ist Experte für chemische Lösungen zur Herstellung hochwertiger Recyclingpolyole – könnten Sie bitte erklären, was das genau bedeutet?
Matthias Rampf: Einfach ausgedrückt recyceln wir sowohl Post-Consumer-Reststoffe wie gebrauchte Matratzen, Sitzmöbel, Autositze, Motorradsitzbänke, Fitness- und Freizeitartikel sowie Dämmmaterialien als auch industrielle Reststoffe wie Produktionsverschnitt, Ausschuss oder ganze Produkte am Ende ihres Lebenszyklus. Mit ein bisschen mehr Chemie angereichert bedeutet das: Wir sind auf das Recyceln von Polyurethanreststoffen spezialisiert.
Polyurethan, PUR, ist ein vielseitiger Kunststoff, der die unterschiedlichsten Materialeigenschaften aufweist und deshalb in entsprechend vielen Branchen und Anwendungen eingesetzt wird. Neben der thermischen Verwertung, die nur noch eingeschränkt zum Zeitgeist passt, kann PUR auf zwei Arten recycelt werden: mechanisch und chemisch. Während beim mechanischen Recycling das Material in seiner Polymerform wiederverwendet wird, die Einsatzmöglichkeiten hier jedoch vergleichsweise begrenzt sind, haben wir uns bereits vor mehr als drei Jahrzehnten – als eines der ersten Unternehmen überhaupt – dem chemischen Recycling gewidmet.
Marco Werth: Bei unserem Verfahren wird PUR in seine chemischen Grundbausteine aufgespalten und so aufbereitet, dass die Erzeugnisse, sogenannte Polyole, wieder als Sekundärressource in der chemischen Industrie eingesetzt werden können. Das Ziel ist, dass die hierdurch zurückgewonnenen Recyclingpolyole sowohl hinsichtlich Qualität als auch technischen Eigenschaften mit den sonst aus fossilen Rohstoffen gewonnenen Polyolen mindestens vergleichbar sind und somit direkt im Herstellungsprozess für neue Produkte eingesetzt werden können. Auf diese Weise entsteht ein Kreislauf, der ökonomische und ökologische Vorteile vereint.
Wichtig ist: Wir betreiben kein Downcycling, sondern ermöglichen Upcyclingprozesse bei unseren Kunden. Ein viel genutzter Vorteil ist gerade die Möglichkeit, unsere Recyclingpolyole maßgeschneidert auf den jeweiligen Anwendungsfall abzustimmen. So können Produzenten von Blockmaterial oder Formteilen, die sich unserer langjährigen Expertise und Technologie bedienen, durch den Zusatz von Recyclingpolyolen zum Beispiel die Druckfestigkeiten von Dämmschäumen, die Chemikalienstabilität von Gießmassen oder die Verträglichkeit von Polyurethansystemen verbessern.
Gibt es weitere Vorteile von Recyclingpolyolen?
Marco Werth: Die Grundvoraussetzung für den Einsatz von Recyclingpolyolen ist, dass diese in höchster Qualität und maßgeschneidert auf die Anwendungen unserer Kunden herstellbar sind. Und genau das gewährleisten die von uns entwickelten chemischen Lösungen.
Indem sie Recyclingpolyole einsetzen, machen sich unsere Kunden nicht nur unabhängig von schwankenden Rohölpreisen und reduzieren zudem ihre Entsorgungskosten. Insbesondere im Hinblick auf die aktuelle Dynamik am Rohstoffmarkt sehen viele Akteure derzeit auch, dass die Entkopplung beziehungsweise Diversifizierung der Rohstoffquellen, die durch unsere Recyclingpolyole erreicht werden kann, durchaus als handfester unternehmerischer und strategischer Wettbewerbsvorteil genutzt werden kann.
Matthias Rampf: Ein weiterer, mittlerweile sehr bedeutender Vorteil ist der Imagegewinn, den ein Unternehmen erzielt, wenn es auf Recyclinglösungen setzt. Denn wie bereits FSK-Chef Klaus Junginger in seinem Interview betont hat: Die Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Recycling und Verwertung spielen in Politik und Gesellschaft eine immer größere Rolle. Diesen Trend sehen wir auch dadurch bestärkt, dass gerade eine neue Generation an Anwendern, Tüftlern, Problemlösern und Konsumenten heranwächst, die sich der Problematik rund um Klimaschutz und Kunststabfällen in natürlichen Ökosystemen mehr als bewusst ist und ihr Engagement bereits unter Beweis gestellt hat.
Wir sind überzeugt, dass wir hier gerade inmitten eines umfassenden, globalen Change-Prozesses leben, der die Perspektive auf das Thema Recycling in der Gesellschaft fundamental verändert.
Es gibt ja durchaus Polymere, die eine deutlich größere Rolle am Markt spielen als Polyurethane. Können diese ebenfalls recycelt werden?
Marco Werth: Auch andere Polymere eignen sich für das chemische Recycling. RAMPF Eco Solutions hat bereits 1999 zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Kreislaufwirtschaft und Rohstoffe (DKR) ein Verfahren zum chemischen Recycling von Polyethylenterephthalat entwickelt, besser bekannt als PET. Die dabei generierten Recyclingpolyole eignen sich insbesondere für die Herstellung von Hartschäumen. Polyester wie Polylactide, Polycarbonat und Polyhydroxyalkanoate setzen wir auch als Rohstoffquellen für die Herstellung hochwertiger recycelter Polyole ein, ebenso nachwachsende beziehungsweise biobasierte Rohstoffe wie Rapsöl.
Da wir generell ein großes Potential in nachwachsenden Rohstoffen sehen, beteiligen wir uns stets auch mit großer Begeisterung an internationalen Forschungsprojekten auf dem Gebiet. Zuletzt zur Verwertung von Lignin, welches als Abfallstoff bei der Verarbeitung von Cellulose anfällt, beispielsweise bei der Herstellung von Papier.
Angesichts dieser überzeugenden Vorteile stellt sich die Frage, warum nicht alle PU-Produzenten auf Recyclingpolyole setzen?
Matthias Rampf: Der Einsatz von Recyclingpolyolen ist mit einem initialen Entwicklungsaufwand verbunden, unter anderem weil bestehende Systemformulierungen angepasst werden müssen. In der Vergangenheit waren hier vorrangig Unternehmen aktiv, die das enorme Potenzial des chemischen Recyclings erkannt haben. Mittlerweile hat die Bereitschaft von Unternehmen, diesen Aufwand zu betreiben, jedoch stark zugenommen, da der Nachhaltigkeitsgedanken zunehmend auch ökonomisch unterlegt wird.
Neben der beginnenden Förderung des Kreislaufwirtschaftsgedankens, vor allem durch europäische und nationale Regularien, spielen hier sicherlich auch eine zunehmende Verknappung fossiler Ressourcen und die ökonomische Reife der Technologie eine wichtige Rolle. Die zunehmende Bedeutung der Kreislaufwirtschaft bedingt eine grundlegende Veränderung von Wirtschaftsprozessen. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Wiederverwertung von Reststoffen sehr bald keine Option, sondern ein Muss sein wird.
Und das sage ich nicht nur als Geschäftsführer eines Recyclingunternehmens: Nachhaltigkeit ist längst eine politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Priorität. Jede und jeder muss einen Beitrag zum Schutz der Umwelt beitragen – für sich und künftige Generationen.
RAMPF Eco Solutions entwickelt und konstruiert auch Multifunktionsanlagen zur Polyol-Herstellung. Für welche Unternehmen lohnt sich die Anschaffung einer solchen Anlage?
Marco Werth: Jene Unternehmen, die hohe PUR-Reststoffaufkommen haben, können mit der eigenen Recyclinganlage vor Ort hochwertige Recyclingpolyole herstellen, dabei Kosten sparen und die Umwelt schonen. Die Polyole können sie dann anschließend direkt in ihre Produktion zurückführen. Mit den von uns entwickelten Multifunktionsanlagen können, wie der Begriff Multifunktion suggeriert, Polyole auch auf Basis von PET sowie Phthalsäureanhydrid oder Polyisocyanurat hergestellt werden. Bei der Planung und Herstellung der Anlagen kooperieren wir mit führenden Unternehmen aus dem industriellen Anlagenbau. Mit diesem sowohl aus ökonomischer als auch ökologischer Sicht gewinnbringenden Angebot punkten wir rund um den Globus – sogar in Dubai haben wir bereits eine Anlage installiert.
Inwiefern ist der Ansatz „Design for Recyclability“, also recyclinggerechtes Design, für PUR-Produkte umsetzbar? Kann RAMPF Eco Solutions hierzu als Entwicklungspartner beitragen?
Matthias Rampf: Design for Recyclability ist ein ganz spannender Ansatz, der sich prinzipiell erstmal nicht auf die chemische Industrie beschränkt. Es gibt hier nicht die eine Lösung, vielmehr handelt es sich im Kern um den Gedanken, Produkte bereits im frühen Entwicklungsstadium so zu gestalten, dass eine Recyclingfähigkeit gegeben ist. Wenn Recyclability als Anforderung für Produkte steht, dann muss sich dies natürlich auch in den Roh- und Werkstoffen der vorgeschalteten Wertschöpfungskette wiederspiegeln. Ohne Zweifel steht das Thema deshalb bei uns weit oben auf der Agenda, nicht zuletzt, weil es das Verständnis von Recycling sehr gut umreißt, wie wir es die vergangenen fast dreißig Jahre bereits leben.
Marco Werth: Im Bereich PUR-basierter Produkte sehen wir ein großes Potential bezüglich Design for Recyclability, gerade weil PUR als duromerer Werkstoff im Gegensatz zu Thermoplasten üblicherweise nur unter großem Aufwand recycelt werden kann. Da es sich von technischer Seite im Wesentlichen um die Frage nach einer gezielten Spaltung von Polymerketten handelt und wir damit bereits sehr nahe an unserem Tagesgeschäft liegen, sehen wir uns hier tatsächlich sehr gut aufgestellt.
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