Frischer Wind im Segelsport: Ahoi, Nachhaltigkeit!
Holger Ambroselli und Simon Licht verbindet sowohl eine langjährige Freundschaft als auch die Liebe zum Segeln. Deshalb haben sie gemeinsam KHULULA gegründet, eine Plattform für Nachhaltigkeit im Outdoor-Sport. Ihr erstes eigenes Produkt: das allererste nachhaltige Kindersegelboot der Welt namens Eco_Optimist. Mit an Bo(a)rd: RAMPF Tooling Solutions.
Die Gründungsgeschichte von KHULULA könnte als Romanvorlage dienen. In ihrer Jugend drücken Simon Licht und Holger Ambroselli gemeinsam die Schulbank am Gymnasium in Großburgwedel bei Hannover. Nach dem Abitur im Jahr 1988 schlagen sie unterschiedliche Lebenswege ein: Simon zieht es zum Studium nach Wien, wo er Schauspieler wird; Holger findet sein berufliches Glück als Strategie- und Markenberater in Hamburg und Südtirol. Zu Schulzeiten war die Begeisterung für Sport ein gemeinsamer Anknüpfungspunkt – beide waren damals auf dem Weg in eine Profi-Karriere, Holger im Handball und Simon im Fechten. Knapp 35 Jahre später ist es wieder der Sport, der die Verbindung aufleben lässt.
Nachhaltigkeit im Wassersport: Fehlanzeige
Unabhängig voneinander haben beide ihre Leidenschaft fürs Segeln entdeckt, die sie letztendlich wieder zusammenbringt. Auf Social Media verfolgen sie ihre Segelabenteuer, und als ihnen 2020 während der Coronapandemie die Decke auf den Kopf fällt, schmieden Holger und Simon einen Plan: sobald es geht, wollen sie gemeinsam ein paar Regatten segeln. Raus aufs Wasser, rein ins Freiheitsgefühl!
Ihr Vorhaben knüpfen sie an eine Bedingung: „Klar war, dass es nachhaltig sein muss!“ Sie werfen die Suchmaschinen an und informieren sich. „Long story short – die gemeinsame Regatta hat nicht stattgefunden“, erzählt KHULULA-Gründer und Segler Simon Licht in unserem Gespräch.
Es gibt in unserem schönen Sport aus Wind, Wasser und Natur keine Nachhaltigkeit. Eigentlich gibt es aktuell in keinem Sport Nachhaltigkeit, aber im Wassersport schon gar nicht.
Segeln genießt zwar den Ruf eines naturverbundenen und umweltfreundlichen Sports – schließlich benötigen Segelboote zur Fortbewegung allein die Kraft des Windes und kommen ohne Treibstoff, Abgase und Motorenlärm aus. Emissionsfrei und beinahe lautlos heißt aber nicht automatisch nachhaltig. Problematisch sind beispielsweise viele der eingesetzten Materialien, unter anderem Faserverbundwerkstoffe wie Glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) und Carbon, Kunstfaser für Segel und diverse Beschichtungen, die alles wasserdicht und schmutzabweisend machen.
Leinen los für KHULULA
Der Mangel an nachhaltigen Produkten stimmt Holger und Simon nachdenklich. Auf der Suche nach Alternativen entdecken die beiden immer wieder kleine Unternehmen mit spannenden Ansätzen und Produkten, ob Segel aus recycelten Folien oder Tauwerk aus recyceltem PET.
„Es gibt viele kluge Köpfe, die bereits an sehr coolen Produkten aus recycelten Materialien für den Outdoor-Sport arbeiten. Aber viele sind nicht in der Lage, ihr Business zu skalieren. Es fehlen oft die nötigen Netzwerke, um das Geschäftsmodell voranzutreiben oder im Markt bekannt zu werden. Wir haben gesagt: Es muss doch eine Plattform geben, wo die sich treffen können!“, erklärt Simon den Grundgedanken für KHULULA. Der Startschuss für das Impact Start-up fällt schließlich im März 2021.
Mit KHULULA wollen wir zeigen, dass es nachhaltige Sportgeräte für den Wassersport und darüber hinaus geben kann!
Segeln hat, wie jeder andere Wassersport, Auswirkungen auf die Umwelt – lokal und global. Für Holger und Simon ist klar, dass es in der eigenen Hand liegt, wie dieser Impact ausfällt. Ihrer Vision folgend führen die Gründer verschiedene Partner zusammen, um ein erstes eigenes Produkt zu entwickeln, an dem sich der KHULULA-Spirit optimal demonstrieren lässt.
Das erste nachhaltige Serienboot der Welt: der Eco_Optimist
Eine der weltweit meist verbreiteten Bootsklassen im Segelsport ist der Optimist. Weil sich die „Optis“ verhältnismäßig leicht segeln lassen, unsinkbar sind und nur schwer kentern, sind sie nicht nur in hohen Stückzahlen verbreitet, sondern außerdem eine beliebte Einstiegsklasse für den Regattasport. Die KHULULA-Gründer haben den Klassiker nun als Eco_Optimist neu gedacht.
Im Fokus bei Entwicklung und Herstellung des Eco_Optimist standen die Faktoren Material, Energieverbrauch und Transport. Im Vergleich zu einem herkömmlich hergestellten Boot hat der Eco_Optimist laut Hersteller einen um 70 Prozent geringeren CO2-Fußabdruck. Ermöglicht wird dies durch die Verwendung nachwachsender Rohstoffe und recycelter Materialien sowie kurze Lieferketten und Transportwege. Der Eco_Optimist ist „Made in Germany“, in der Werft in Wilhelmshaven werden ausschließlich Zubehörteile aus Deutschland und anderen europäischen Ländern eingesetzt, wodurch Überseewege vermieden werden.
Das Konzept hat Hand und Fuß – das bestätigt auch die Auszeichnung mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Sport in der Kategorie Sportartikel, Sportgeräte und -kleidung im November 2023. Eine große Ehre für die KHULULA-Gründer:
Den Deutschen Nachhaltigkeitspreis Sport zu gewinnen war ein wirklich großartiger Moment, der ganz viel Rückenwind für unser Start-up bedeutet und natürlich unsere Pläne für 2024 ordentlich beflügelt. Die Auszeichnung bedeutet uns unglaublich viel und ist eine enorme zusätzliche Motivation.
Mit an Bo(a)rd: RAMPF Tooling Solutions
Auch für RAMPF steht das Thema Nachhaltigkeit im Fokus. Deshalb ist man in Grafenberg stolz darauf, einen Beitrag zu diesem zukunftsweisenden Projekt leisten zu können. Für die Produktion einer Negativform für das Deck und den Mittelschott des Bootes wird das Polyurethan-Board RAKU® TOOL MB-0600 eingesetzt. Dieses punktet sowohl mit einem hohen Recyclingpolyol-Anteil als auch hervorragender Fräsbarkeit und Kantenstabilität sowie feinster Oberflächengüte.
In puncto Material überzeugt das KHULULA Kindersegelboot durch 90 Prozent nachwachsende und wiederverwertete Rohstoffe. Komplettiert wird der Opti durch Zubehör aus ressourcenschonender Herstellung: eine Großschot und Ausreitgurte aus rPET, letztere mit einem hohen Anteil von Meeresplastik, Auftriebskörper aus recycelten Schwimmwesten und ein Segel aus recycelten PET-Fasern. Zwar ist der Eco_Optimist im Vergleich zu herkömmlichen Booten teurer in der Herstellung, doch Simon Licht stellt klar:
Nachhaltigkeit ist nicht zum Nulltarif zu haben. Da müssen wir uns alle in die Augen schauen – das kostet einfach mehr.
Mit dem Eco_Optimist möchte KHULULA das Thema Nachhaltigkeit in die Segeljugend bringen. „Für uns war klar, dass unser erstes Produkt für Kinder sein soll, das ist unser Generationenvertrag. Dafür machen wir das Ganze.“
Ahoi Zukunft!
Passend zum ersten in Serie hergestellten nachhaltigen Kinder- und Jugend-Segelboot haben Holger und Simon das Eco_TeamRace Germany gestartet, die weltweit erste nachhaltige Sportserie für Kinder. In Kooperation mit Unternehmen und Bootspaten – darunter auch RAMPF – stellt KHULULA teilnehmenden Kindern und Jugendlichen die Eco_Optimisten inklusive umweltschonender Ausrüstung für die Regatten zur Verfügung.
Der gesammelte Transport der Segelboote und des Equipments reduziert die CO2-Emissionen, die normalerweise durch die individuelle Anreise im Auto mit Bootsanhänger verursacht werden. Simon und Holgers Plan, über ihr Start-up positiven Impact zu erzeugen und verschiedene Stakeholder zusammen zu bringen, geht auf. Von Segelvereinen über Segler aller Alterststufen bis hin zu Unternehmen: Die Resonanz auf die von KHULULA gestarteten Projekte ist riesig. Übrigens haben wir Simon am Ende unseres Gesprächs gefragt, was aus dem Plan geworden ist, gemeinsam mit Holger eine Regatta zu segeln.
Der KHULULA-Gründer lacht: „Mehr als wir am Anfang gedacht hätten, aber eine gemeinsame Regatta hat noch nicht stattgefunden.“
Was nicht ist, kann ja noch werden!