Ins T(h)un kommen – auch im Lockdown
Mut statt Resignation.
Kreativität statt Langeweile.
Ins Tun kommen statt Corona-Koller.
Während all diese Aussagen auf Helge Thun zutreffen, müssen wir das Pathoslevel gleich ein bisschen herunterdrehen. Denn der Zauberkünstler, Schauspieler, Komiker und TV-Moderator aus Tübingen nimmt die durch das Coronavirus bedingten Einschränkungen mit einer Prise – ja, genau: Humor. Und mit jeder Menge digitalem Pragmatismus.
Hier geht es weiter ohne Abstand!
„Für mich ist Lockdown Fluch und Segen zugleich“, sagt Helge Thun bei seinem Besuch bei RAMPF in Grafenberg. „Zum einen hat es Künstler besonders hart getroffen, da sie nicht mehr vor Publikum auftreten können. Ebenso betroffen sind all die Menschen, die im Kulturbetrieb beschäftigt sind: Theater- und Kinobetreiber, Veranstaltungstechniker, Ticketagenturen und viele mehr. Andererseits hat der Lockdown mir persönlich jedoch einen ungeahnten zeitlichen Freiraum für künstlerische Kreativität beschert.“
Um Menschen zum Lachen zu bringen und Einnahmen zu generieren, musste Helge Thun zusammen mit seinen Humoristen-Kollegen Mirjam Woggon, Bernd Kohlhepp und Jakob Nacken einen neuen Weg gehen: den digitalen. Unter dem Motto „Humor und Hoffnung aus dem Home-Office“ hatten sie bereits im ersten Lockdown im März 2020 das digitale Angebot „Reim Patrouille“ ins Leben gerufen, ein dichterisches, kabarettistisches, komödiantisches, musikalisches und sehr geistreiches Kunst-Potpourri.
Mittlerweile wurden 25 Folgen gedreht, aber während weitere Lockerungen des Lockdowns zumindest ansatzweise in Sicht sind, wird die Reim Patrouille weiterbestehen. Denn das durch Crowdfunding finanzierte Online-Format hat sich innerhalb kurzer Zeit eine große Fan-Basis „zusammengereimt“.
An einer Folge von Reim Patrouille wird rund zwei Wochen gearbeitet. „Während wir die Themen und die Einspieler vorab festlegen, ist der weitere Verlauf spontan – wie Improvisationstheater, nur online“, erklärt Helge Thun. Ein großer Unterschied zum Auftritt vor Publikum sei natürlich die fehlende Interaktion: „Bei der Reimpatrouille müssen wir im Moment der Aufnahme selbst beurteilen, ob etwas gut ist oder nicht. Allerdings ist es so, dass wir zusammen schnell beurteilen können, ob die Richtung eines Sketches stimmt oder ob wir umsteuern müssen.“
Übrigens wird im Gespräch der Verdacht schnell widerlegt, dass Bühnenkünstler doch eher dem narzisstischen Typus entsprechen. Oder unverblümter ausgedrückt: Rampensäue seien. „Tatsächlich stehe ich nicht gerne im Mittelpunkt“, sagt der 50-Jährige, „außer auf der Bühne. Dort kann ich in alle möglichen Rollen schlüpfen, dort habe ich künstlerische Freiheit, dort ist alles möglich.“
Allmählich dürfte sich der eine oder andere Leser die Frage stellen, was RAMPF eigentlich mit einem Komiker am Hut hat? Tatsächlich sind weder Gießharze, Dosieranlagen oder Polyurethanblockmaterialien für ihren Humor bekannt.
„Uns hat sehr beeindruckt, wie schnell, kreativ und professionell Sie und Ihre Mitstreiter auf die coronabedingten Herausforderungen reagiert haben“, sagt RAMPF-Chef Michael Rampf im Gespräch mit Helge Thun. „Als Unternehmen müssen wir uns ebenfalls immer wieder an neue Marktbedingungen, Kundenbedürfnisse oder gesetzliche Bestimmungen anpassen. Allerdings hat uns die Coronakrise die Bedeutung der Digitalisierung nochmals deutlich vor Augen geführt. Ob Videokonferenzen, audiovisuelle Produktabnahmen oder der Ausbau unserer Online-Angebote: Wir mussten, wie Sie, sehr schnell auf die neuen Gegebenheiten reagieren und dabei unsere Kunden – wie Sie Ihr Publikum – mitnehmen.“
Im Austausch von Helge Thun und Michael Rampf zeigt sich, dass der Künstler und der Unternehmer vieles gemeinsam haben. Kreativität und Spontanität zum Beispiel, denn ohne gibt es weder Improvisationstheater noch Unternehmertum: „Natürlich haben wir für unsere Unternehmensgruppe eine mittel- und langfristige Strategie, aber ohne ein großes Maß an Flexibilität und den Mut, bereits geplantes Terrain zu verlassen und neue Wege zu gehen, werden diese nicht erfolgreich sein“, so Michael Rampf.
Helge Thun bestätigt: „Man kann und soll nicht alles planen, weder im Berufs- noch im Privatleben. Denn das geht zu Lasten der Kreativität. Dazu gehört auch, dass man sich vor Herausforderungen nicht versteckt, sondern diese annimmt, wie jetzt in der Coronapandemie. Das Leben ist zwar keine Schauspielbühne, aber auch hier gilt: fast alles ist möglich – man muss nur den Mut haben, es zu probieren.“
Wir danken Helge Thun für den Besuch, das sehr interessante und anregende Gespräch und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg – sowohl vor virtuellem als auch hoffentlich bald wieder vor Live-Publikum!